Trockenmauern anlegen und bepflanzen
Trockenmauern haben eine lange Tradition
Trockenmauern wurden bereits in der Frühzeit der Menschheit angelegt. Wahre Meister im Bau solcher kilometerlangen Trockenmauern, die teilweise bereits seit Jahrhunderten existieren, sind die Gälen an der Westküste Irlands. Das Bild zeigt die schachbrettartig verteilten Trockenmauern, nur aus Seetang und Sandsteinen errichtet, auf den Aran Inseln im County Galway. Ihre keltischen Vorfahren waren nicht nur Meister im Anlegen von Trockenmauern, sie errichteten bereits im 6.Jahrhundert Häuser aus Stein im Form der Beehive Huts auf der Insel Skellig Michel oder dem Gallarus Oratory am Fuß des Mount Brandon. Die Anfänge reichen aber wahrscheinlich bis in die Megalithkulturen auf den Britischen Inseln, in der Bretagne, auf Sardinien und Korsika – um nur einige Regionen zu nennen- zurück.
Das Material fand sich direkt auf dem urbar zu machenden Feld, das mit der Mauer gleichzeitig vor der Bodenerosion durch Wind und Wasser geschützt werden konnte.Ein Netz von Trockenmauern überzieht die flache Felseninsel von Inisheer, eine der 3 Aran-Inseln vor der Küste Galways
Trockenmauen als Gestaltungselement und ökologisch wertvoller Lebensraum
Heute findet man Trockenmauern in Mitteleuropa fast nur noch in Gärten und Parks. Dort sind sie in erster Linie ein Gestaltungselement. Solche Trockenmauern sind aber nicht nur optisch reizvoll, sie erfüllen auch wichtige ökologische Funktionen. So schützen sie vor Bodenerosion und dem damit verbundenen Verlust an nährstoffreicher Pflanzenerde, sie stellen mit ihrem unverfugten, mörtellosen Mauerwerk mit den zahlreichen Ritzen und Fugen auch wertvolle Nischen für Pflanzen und Tiere dar. Amphibien, Reptilien und seltene Insektenarten finden hier oft ein letztes Refugium. Trockenmauern dienen daher auch dem Natur- und Artenschutz.
Im Garten helfen solche Trockenmauern, das Mikroklima positiv zu verändern. So staut sich die Wärme tagsüber in der Mauer und wird dann nachts langsam wieder an das dahinter liegende Erdreich abgegeben, sodass ein ausgeglichenes Tagesklima herrscht.
Sicker- und Hangwasser kann durch die Lücken abfließen, während eine mit Mörtel verputzte Mauer das Wasser staut, sodass sich Staunässe im Boden einstellt oder bei länger anhaltenden, heftigen Niederschlägen die Mauer dem Staudruck nicht mehr standhalten und brechen kann.
Trockenmauern sind wertvolle Refugien für Steingartenpflanzen. Wie die Tabelle am Ende des Beitrages zeigt, sind es in erster Linie Pflanzen aus den Gebirgsregionen und aus dem Mittelmeerraum, die für die Bepflanzung einer Trockenmauer infrage kommen. Man kann unterschiedliche Wachstumsformen wie Polsterpflanzen, rasenbildende Arten, Soiltärpflanzen, Hängepflanzen und Rankende Formen unterscheiden, die sich entweder für einen Platz auf der Mauerkrone, in einer Nische zwischen den Steinen oder am Fuß der Mauer eignen.
Aber auch bei der Bepflanzung einer Trockenmauer gilt: Weniger ist mehr. Einige wenige große Polster oder Hängepflanzen an den richtigen Stellen platziert, wirken natürlicher und harmonischer als ein Flickenteppich kunterbunt zusammengewürfelter Arten. Schließlich soll die Trockenmauer ja in erster Linie durch den Aufbau der unverfugten Steine wirken. Die Pflanzen sollen diese Formen betonen und ergänzen, aber nicht verdecken.
Der Bau einer Trockenmauer im eigenen Garten erfordert einige Vorüberlegungen, welche die Breite und Höhe der Mauer, die Form des Steinaufbaues und das Baumaterial betreffen. Trockenmauern bis zu einer Höhe von einem Meter kann man noch von eigener Hand bauen. Für höhere Mauern sollte man sicherheitshalber Statiker und Maurer hinzuziehen. Es muss ja nicht nur eine Mauer „hochgezogen“ werden. Um die Standfestigkeit zu sichern, muss ein Fundament angelegt und die Mauer mit geeignetem Material hinterfüllt werden.
Typische Trockenmauern im Garten
Aufbau der Trockenmauer
Für das Fundament, welches der Trockenmauer die nötige Standfestigkeit verleihen soll, muss zunächst ein Graben ausgehoben werden. Diese Grube wird dann zu 3/4 mit einem Gemisch aus Schotter und Kies gefüllt und verdichtet. Schließlich kommt eine Schicht aus Sand darauf, sodass der auffüllte Graben mit der Bodenoberfläche abschließt. Der Sand wird nun geglättet und etwas zur Hangseite hin abgeschrägt. Durch diesen Winkel von rund 10o niegt sich die Mauer später leicht zum Hang hin und kann nicht vornüber stürzen. Ist der Bodengrund sehr feucht und droht Staunässe, dann sollte noch zusätzlich ein Dränagerohr eingebaut werden.
Nun wird die erste Steinreihe aufgebaut, wobei zuunterst natürlich die größten Steine kommen, die ja später das meiste Gewicht tragen müssen. Diese Steine werden einige Zentimeter tief in den Sand eingepasst. Der Abstand der Steinreihe zum Hang sollte etwa einen halben Meter betragen, um später genügend freien Stauraum für die Hinterfüllung zur Verfügung zu haben. Bei der Zusammenstellung der Steine geht man ähnlich vor wie bei der Anlage einer Terrassenstufe im Steingarten. Jede weitere Steinreihe wird sofort mit Schotter und Kies hinterfüllt.
Fast alle Steine aus Naturmaterial eignen sich für den Trockenmauerbau, wobei rechteckige oder behauene scharfkantige Quader durch die Verzahnung untereinander einen besseren Halt bieten als runde, abgeschliffene Steine.
Der weitere Aufbau hängt davon ab, nach welchem Muster die Trockenmauer zusammengesetzt werden soll. Am einfachsten ist die Schichtbauweise. Dabei haben die Steine einer Reihe alle die gleiche Höhe, während die Breite unterschiedlich sein sollte. Dadurch entstehen durchgehende Querfugen, während die senkrechten Fugen zwischen den Steinen aufeinanderfolgender Reihen versetzt sind. Das verleiht der Trockenmauer die nötige Stabilität. Die Fugen zwischen den Steinen füllt man mit einem Sand-/Lehmgemisch aus, größere Lücken kann man auch mit kleineren Bruchsteinen und Grobkies zustopfen.
Schon beim Bau der zweiten und dritten Steinreihe kann man die pflanzen in die entstandenen Nischen einpflanzen. Wenn erst einmal die ganze Mauer steht, besteht dei Gefahr den Wurzelbereich der pflanzen zu stark zusammenzudrängen oder zu verletzen.
Frü dei Mauerkrone nimmt man dann flachere Schlusssteine. In jede Reihe baut man einige Steine ein, die mit ihrrer Tiefe über die Rückseite der Mauer hinausragen und so die Mauer mit dem Hang „verzahnen“ und ihr zusätzlichen „Rückhalt“ verleihen.
Ist die letzte Steinreihe aufgeschichtet, dann wird die Hinterfüllung aus Schotter und Schlackensteine mit einer Schicht aus gutem Mutterboden abgedeckt und einige Pflanzen so eingesetzt, dass ihre Polster später über die Mauerkrone hängen.
Interssanter und natürlicher sieht ein Trockenmauer aber aus, wenn unterschiedlich hohe udn lange Steien verwendet werden. Dadurch entsteht ein abwechslungsreiches Muster aus Steinen und Fugen. Aber auch bei diesem Typ sollet darauf geachtet werden, dass immer wieder durchgehende Querfugen gebildet werden. Besonders effektvoll wirkt eine sogenannte Zyklopenmauer aus abgerundeten Steinen, wobei die flache Seite stets nach vrone gesetzt wird.
Pflanzen, die sich für Trockenmauern eignen
(die farbigen Punkte geben die Blütenfarben an. Die Monate, in denen die Pflanzen blühen, sind mit römischen Ziffern I,II, III, IV usw. gekennzeichnet)
Pflanzen für die Mauerkrone
Federnelke Dianthus plumarius ✿✿✿ VI,VII
Vernachlässigte Nelke Dianthus neglectus ✿ VII,VIII
Felsen-Nelke Tunica saxifraga ✿✿✿ VI-IX
Kriechendes Schleierkraut Gypsophila repens ✿✿ VI-VIII
Nabelkraut-Steinbrech Saxifraga cotyledon ✿ VI
Hasenohr Stachys lanata ✿ VI,VII
Zwerg-Büschelglocke Hedraeanthus pumilus ✿ VI,VII
Silberblättriger Storchschnabel Geranium argenteum ✿ VII,VIII
Hängende Pflanzen
Frühlings-Fingerkraut Potentilla verna ✿ IV,V
Großblütiges Hornkraut Cerastium grandiflorum ✿ IV-VII
Weißes Hornkraut Cerastium candissimum ✿ V-VI
Filziges Hornkraut Cerastium tomentosum ✿ V-VI
Rote Spornblume Centranthus ruber ✿ V-VIII
Roter Waldmeister Crucianella stylosa ✿ VI-VIII
Thymian Thymus serpyllum ✿✿ VI-IX
Weiße Fetthenne Sedum album ✿ VII
Nickende Fetthenne Sedum reflexum ✿ VII
Scharfer Mauerpfeffer Sedum acre ✿ VII
Polsterpflanzen
Hängende Polsterpflanzen
Pfriemblättrige Flammenblume Phlox subulata ✿✿✿ IV-VI
Douglas-Falmmenblume Phlox douglasii ✿✿ V-VI
Kriechender Ehrenpreis Veronica prostrata ✿ V-VI
Rasenartige Polsterpflanzen
Katzenpfötchen Antennaria alpina ✿✿ IV-VIII
Gemeine Kugelblume Globularia vulgaris ✿ IV-VII
Herzblättrige Kugelblume Globularia cordifolia ✿ IV-VI
Fleischfarbener Mannsschild Androsace carnea ✿ V
Primelartiger Mannsschild Androsace primuloides ✿ V,VI
Rankender Mannsschild Androsace sarmentosa ✿ V- X
Pflanzen für Steinritzen und Fugen
Rasenbildende Grasnelke Armeria caespitosa ✿✿ V, VI
Alpen-Nelke Dianthus alpinus ✿✿ VI-VIII
Kleinschuppige Nelke Dianthus microlepis ✿✿✿ VI-VIII
Stachelsandnelke Acantholimon glumaceum ✿ VI-VII
Langblättriger Steinbrech Saxifraga longifolia ✿ VII
Gläznedes Fingerkraut Potentilla nitida ✿ VI-VIII
Glänzender Waldmeister Asperula nitida ✿ VI-VIII
Gewimpertes Leimkraut Silene ciliata ✿VII-IX
Pflanzen für den Mauerfuß
Griechischer Flügelkopf Pteroceph. parnassii ✿✿ VI-VIII