Schlafmohn – Papaver somniferum
Schlafmohn aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) wird schon seit Jahrtausenden in Vorderasien angebaut. Aufgrund des Milchsaftes ist der Anbau von Schlafmohn in vielen Ländern für heimische Gärten verboten oder wird streng reglementiert. Dennoch haben Bestandteile von Papaver somniferum auch in der Küche oder in der Industrie ihre Berechtigung. Nicht zuletzt sind zudem die Mohnblüte und die Mohnkapsel gern gesehen in der Kunst und als Naturdeko.
Herkunft
Von welcher Wildform der Schlafmohn abstammt ist, umstritten. Am wahrscheinlichsten ist es, dass er eine Kulturform des Borstenmohns Papaver somniferum setigerum ist, der im westlichen Mittelmeergebiet heimisch ist.
Auch in Mitteleuropa wurde Schlafmohn bereits in der Jungsteinzeit vor etwa 5.000 Jahren kultiviert. In der Literatur ist immer noch zu lesen, dass bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. Opium aus dem Schlafmohn gewonnen und für medizinische Zwecke verwendet wurde. Diese Annahme geht jedoch auf eine falsche Interpretation einer Keilschrift auf den Tontafeln der Summerer zurück und wurde bereits vor längerer Zeit korrigiert.
Merkmale
Papaver somniferum ist wie alle Mohn-Arten stets einjährig. Je Sorte wird er zwischen 30 und 120 cm hoch. Die Pflanzenstängel wachsen aufrecht in die Höhe und sind nur ganz wenig verzweigt. Die grau- bis matt blau-grünen Laubblätter haben einen gezähnten oder gesägten Rand.
Die weiten Mohnfelder der in Deutschland zugelassenen morphinarmen Sorte ‘Miezko‘ im Geo Naturpark Frau Holle Land unterhalb des Hohen Meißners im osthessischen Bergland locken zur Blütezeit des Schlafmohns jährlich bis zu 25.000 Besucher aus ganz Mitteleuropa an.
Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juni bis August. Die bogenförmig überhängende Blütenknospe wird von zwei großen Kelchblättern eingeschlossen. Bevor sich die Blüte schließlich öffnen kann, fallen diese Kelchblätter ab.
Die geöffnete Blüte hat einen Durchmesser von bis zu 10 cm. Die vier Blütenblätter haben an der Basis einen schwarzen Fleck – ähnlich wie der Klatschmohn oder der Marienkäfer-Mohn.
Sobald die Blüte bestäubt ist, wirft sie diese Blütenkronblätter ab. Es bildet sich eine kugelförmige Kapselfrucht, an der bis zu mehrere Hundert Mohnsamen heranreifen können.
Je nach Sorte können die Mohnsamen eine unterschiedliche Farbe haben. Der Blaumohn kommt mit seinem stahlblau gefärbten Samen der Wildform am nächsten. Der Weißmohn bildet weiße Mohnsamen, die nur wenig Öl enthalten und vor allem zu Mohnmehl gemahlen werden. Der Graumohn wird vor allem in Österreich angebaut und trägt als “Waldviertler Graumohn“ eine regionale, geschützte Herkunftsbezeichnung.
Rechtliche Bestimmungen
Der Anbau von Schlafmohn ist in Deutschland genehmigungspflichtig und stellt bei nicht vorhandener Genehmigung einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz dar. Zuständig ist die Bundesopiumstelle. Lediglich die besonders morphinarmen Sorten ‘Mieszko‘ und ‘Zeno‘ sind derzeit zugelassen. Für Privatpersonen und Hobbygärtner ist die Kultur dieser Mohn-Sorten auf einer Fläche von bis zu 10 qm erlaubt, muss jedoch beantragt und genehmigt werden. In der Schweiz und in Österreich ist der Anbau dieser dagegen nicht genehmigungspflichtig.
Anbau im Garten
Papaver somniferum kann ab Ende März breitwürfig an einem von der Sonne beschienenen Platz auf einem mageren bis nährstoffarmen und gut durch lässigen Boden ausgesät werden. Dieser Mohn ist sehr standfest und muss in der Regel nicht abgestützt werden.
Damit er sich nicht unkontrolliert im Garten aussät, erntet man die Mohnkapseln, noch bevor sie völlig ausgereift sind und sich öffnen.
Kultursorten des Schlafmohns
Es gibt eine ganze Reihe Mohnsorten, die nicht zur Gewinnung von Mohnsamen oder gar Opiaten dienen, sondern lediglich als Zierpflanzen mit ihren besonderen Blütenfarben Bedeutung haben.
Papaver somniferum ‘Black Paeony‘ hat samtartige, dunkelbraun-rote Blütenblätter.
Papaver somniferum: ‘Cream Paeony‘ ist eine Schlafmohn-Sorte mit creme-weißen Blüten.
Papaver somniferum ‘Danebrog‘ entstand bereits im 19. Jahrhundert. Die Pflanze wird etwa 75 cm hoch und 30 cm breit. Auffallend sind bei dieser Sorte Form und Färbung der Blüten. Die leuchtend roten Blüten sind am Rand stark gefranst und haben an ihrer Basis große, weißen Flecken.
Papaver somniferum ‘Hen & Chickes‘ ist eine straff aufrecht wachsende Sorte. Sie wird zwischen 60 und 100 cm hoch und 30 bis 45cm breit. Sie blüht zwischen Juni und August. Die schalenförmige Blüte ist weiß, rosa, rot oder violett gefärbt und mit oder ohne dunkle Sprenkel. Diese Sorte wird vor allem wegen ihrer dekorativen kugelförmigen Samenkapseln, die getrocknet lange haltbar sind, kultiviert.
Papaver somniferum ‘Paeony Flowered Mixed‘ wird zwischen 65 und 90 cm hoch und 30 bis 45 cm breit. Die Blüten sind gefüllt und haben einen Durchmesser von 10 cm. Die Blüten können rosa, rot, purpurn, violett oder weiß gefärbt sein. Obwohl es sich um eine Sorte mit gefüllten Blüten handelt, entwickelt sie die für den Schlafmohn typische Samenkapsel.
Papaver somniferum ‘Purple Paeony‘ ist eine Sorte mit violetten Blüten.
Papaver somniferum ‘Red Paeony‘ ist eine Sorte mit klaren, roten Blüten.
Papaver somniferum ‘Scarlet Paeony‘ hat scharlachrote Blüten.
Verwendungsmöglichkeiten von Schlafmohn
Auch heute noch werden starke Schmerzmittel mittels Milchsaft aus dem Schlafmohn gewonnen. Zudem findet Schlafmohn unter anderem in der Malerei, in der Floristik und in der Küche seine Verwendung.
In der Medizin
Papaver somniferum enthält 25 verschiedene Alkaloide, u. a. Morphin und Codein.
Morphium ist ein äußerst starkes Opiat, welches süchtig macht. Deshalb wird es in der Medizin als Schmerzmittel nur bei Patienten mit sehr schmerzhaften und unheilbaren Krankheiten verwendet. Die Alkaloide der Pflanze werden entweder voneinander isoliert und getrennt für ganz spezifische Krankheiten und Anwendungen oder als Gesamtextrakt (Opium concentratum genannt) zum Entspannen und Schmerzlindern vor Operationen verwendet.
In abgeschwächter Form ist es in Medikamenten enthalten, die innerlich zur Behandlung von Schmerzen sowie bei Bronchitis und Diarrhoe eingesetzt werden.
In der Ayurveda-Medizin kommen die alkaloidfreien Samen bei Verdauungsstörungen zur Anwendung. In homöopathischen Dosen verabreicht, soll es bei Schockzuständen, Apathie und akuter Atemnot sowie bei Alkohol-Vergiftungen helfen.
Der Anbau und die Verwendung von Schlafmohn und seiner Opiate und Alkaloide sind in vielen Ländern verboten oder unterliegen strengen Auflagen. So ist beispielsweise in Deutschland nur Saatgut von Sorten mit einem sehr geringen Alkaloidgehalt zugelassen.
In der Küche
Die Samen des Schlafmohns enthalten keine Alkaloide und können deshalb unbedenklich als ganze Samen oder in gemahlener Form in Lebensmitteln, beim Backen von Brot, Brötchen und Kuchen oder zum Garnieren verschiedenster Speisen verwendet werden. Mohnsamen sind calciumhaltig und reich an B-Vitaminen.
Aus den Mohnsamen wird gepresstes Mohnöl (Huile Oeilette) gewonnen, welches einen mandelähnlichen Geschmack hat und für Salatsoßen verwendet wird. Mohnkuchen, Mohnlikör, Mohnbier oder sogar Mohnbratwürste können mit den Mohnsamen ebenfalls zubereitet werden.
In der Industrie
Das kaltgepresste Öl aus den Mohnsamen wird durch weiteres Pressen zu Farben, Seife und Salben verarbeitet. Es findet auf diesen Wegen beispielsweise in der Öl-Malerei Verwendung.
In der Floristik
Die großen Kapseln des Schlafmohns werden mitsamt ihren langen Stielen getrocknet und anschließend naturfarben, geweißt oder gefärbt zusammen mit Ziergräsern, Strohblumen und anderen Trockenpflanzen in Gestecken, Blumenbouquets und Trockensträußen verwendet. Oft kommen Mohnkapseln gebleicht oder natur getrocknet in Gestecken vor, die dem Vintage- oder Boho-Stil zugeschrieben werden.