Orchideen – für Fensterbank oder Wintergarten
Hunderte von Orchideen werden inzwischen von Orchideenliebhabern weltweit gepflegt. In diesem Beitrag werden daher vor allem die häufigsten Orchideen-Arten und ihre Hybriden mit ihren wichtigsten Milieu- und Kulturbedingungen vorgestellt. Dazu zählen Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit und Temperaturen sowie Standort und Boden.
Orchideen sind und gehören zur Familie der Orchideen (Orchidaceae). Wir beschränken uns im Beitrag auf Orchideen, die sich als Zimmerpflanzen auch für einen Platz auf der Fensterbank eignen und solche, die in der Natur vor allem auf Bäumen wachsen. Das sind nicht nur solche auf einem Epiphytenbaum im Wintergarten, sondern auch Ampelpflanzen im Hanging Busket, die teilweise als bodenständige Kübel- und Topfpflanze gepflegt werden können.
Für die Fensterbank: Zimmerpflanze Orchideen
Phalaenopsis – Falterorchideen, Schmetterlingsorchideen
Man schätzt, dass es etwa 70 verschiedene dieser Orchideenarten gibt, darunter die Malaienblume Phalaenopsis amabilis von den Philippinen. Weitere dieser Orchideenarten stammen aus Myanmar, Südchina oder dem tropischen Norden Australiens.
Außerdem gibt es sehr viele Kreuzungen zwischen den Arten, da sie schnell heranwachsen und bereits nach zwei bis drei Jahren Blüten und Samen bilden. Allerdings dauert im Gegensatz dazu die Samenreife mit durchschnittlich acht Monaten eher lang.
In den Orchideen-Züchtereien ist daneben aber auch die vegetative Vermehrung mit Hilfe von Gewebkulturen, Meristem genannt, übliche Praxis.
Die Gattung hat verschiedene Beinamen, die sich von ihrem Aussehen ableiten. Die Form der Blüten macht den Eindruck, als wären gerade Schmetterlinge oder Falter auf den Orchideen gelandet. Entsprechend werden die Pflanzen auch Schmetterlingsorchideen oder Falterorchideen genannt.
Meist werden im Handel Hybride dieser Art angeboten. Wer sich speziell für diese Pflanzen-Gattung interessiert, sollte aber auch einmal eine der folgenden im Fachhandel öfters angebotenen Arten selbst pflegen.
Phalaenopsis amabilis
Natürlichen Vorkommen gibt es in Indonesien, auf den Philippinen und in Australien. Die Laubblätter der exotischen Pflanze werden bis zu 50 cm lang. Der hängende, verzweigte Blütestand kann sogar eine Länge von einem Meter erreichen. Die weißen etwa 8 cm großen Blüten haben eine gelbe Lippe.
Phalaenopsis schilleriana
Diese Schmetterlingsorchideen stammen von den Philippinen. Sie haben einen bis zu 1m langen, hängend und verzweigten Blütenstand mit bis zu 200 hell bis intensiv-rosa, etwa 7cm großen Blüten.
Wie auch die P. amabilis braucht die P. schilleriana einen schattigen bis halbschattigen Platz mit mittlerer Luftfeuchtigkeit und warmer Luft. Bei P. schilleriana sollte die Temperatur aber nachts um wenigstens 5 °C sinken.
Phalaenopsis stuartiana
Die Orchideenart P. stuartiana stammt ebenfalls von den Philippinen und hat weiße Blüten mit braunroten Punkten.
Phalaenopsis equestris
Diese Pflanze kommt von den Philippinen bis Taiwan vor. Diese Orchideenart bleibt mit nur 20 cm langen Blättern und bis zu 40 cm lange Blütenstand deutlich kleiner. Die bis zu 4 cm großen, rosa bis magenta-farbenen Blüten haben eine dunklere Lippe.
Wie auch P. stuartiana brauchen diese Schmetterlingsorchideen einen Platz im Halbschatten mit mittlerer Luftfeuchtigkeit und einer wohl-temperierten bis warmen Luft.
Hybride dieser Orchideen gibt es inzwischen in fast allen Blütenfarben. Zusätzlich können die Blüten mancher Sorten gepunktet oder gestreift sein.
Miltoniopsis-Hybriden – Stiefmütterchen-Orchideen
Miltoniopsis vexillaria und Miltoniopsis roezlii sind die beiden wichtigsten Elternteile der Miltoniopsis-Hybriden. Weil die Blüten an Stiefmütterchen erinnern, werde diese Hybriden Stiefmütterchen-Orchideen genannt.
Sie brauchen einen sonnigen bis halbschattigen Platz mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, aber eher niedrigeren Temperaturen. Deshalb kann man sie im Sommer auch auf den Balkon oder die Veranda stellen. Während der Vegetationsphase darf das Pflanzsubstrat nie austrocknen.
Zwischen dem Ende des Triebwachstums und der Knospenbildung mag es die Stiefmütterchen-Orchidee zwar etwa trockener, aber völlig austrocknen darf sie auch dann nicht.
Paphiopedilum-Hybriden – Frauenschuh-Orchideen
Frauenschuh-Orchideen werden so genannt, weil die Blüte tatsächlich etwas an einen zierlichen hohen Frauenschuh erinnert.
Um zuvor einem Missverständnis vorzubeugen: Unser einheimischer Frauenschuh Cypripedium calceolus ist nicht mit den asiatischen Frauenschuh-Orchideen der Gattung Paphiopedilum verwand. Von den etwa 70 Paphiopedilum-Orchideen werden nur sehr wenige ein- als auch mehrblütige gepflegt.
Stattdessen werden vorzugsweise Primärhybriden, also Kreuzungen aus zwei Arten der gleichen Gattung, gehalten.
Für die Zimmerkultur eignen sich die mehrblütigen Frauenschuh-Hybriden. Es sind relativ kleinbleibende Orchideen mit Wuchshöhen von 25 bis maximal 50 cm. Die Pflanzen bilden eine Rosette aus lanzettartigen Laubblättern. Es gibt ein- und mehrfarbig blühende Sorten.
Die Frauenschuh-Hybriden brauchen einen hellen Platz, aber ohne direkt in der Sonne zu stehen. Sie sollten ganzjährig mäßig warm und luftig, aber ohne Zugluft gehalten werden.
Das Pflanzsubstrat sollte etwas feinkrümeliger als für Orchideen üblich sein und mäßig feucht gehalten werden. Es darf nie völlig austrocknen. Das Gießwasser für diese Hybriden muss nicht unbedingt kalkfrei sein.
Nachdem der Austrieb abgeschlossen ist, wird bis zur Blüte nachts die Temperatur um einige Grade gesenkt. Nach der Blütezeit legen die Frauenschuh-Orchideen eine Ruhezeit von etwa sechs Wochen ein. In dieser Zeit wird die Orchidee trockener gehalten.
Orchideen für den Epiphytenbaum
Viele Orchideen sind Baumbewohner, Epiphyten genannt. Den Bäumen schaden sie nicht, denn sie sind keine Schmarotzer, sondern suchen dort oben nur einen Platz an der Sonne. Denn im tropischen Regenwald ist es ihnen unten am Boden zu dunkel.
Ihre dicken Luftwurzeln haben eine schwammartige Haut, mit der sie Wasser aus den Niederschlägen, aber auch aus der feuchten Luft aufnehmen können. Dort oben müssen sie sich allerdings mit einer dünnen Humusschicht begnügen, die sich hauptsächlich aus Pflanzenresten und Tierkot gebildet hat.
Cattleya – Arten und Hybriden
Von den etwa 35 Orchideenarten der Gattung Cattleya leben die meisten epiphytisch. Die Pflanzen wachsen also in ihrer Heimat auf den Bäumen. Viele Arten und auch die Hybriden kann man deshalb als Aufsitzerpflanzen auf dem Epiphytenbaum oder als Ampelpflanzen pflegen.
Alternativ lassen sich besonders die kleineren Vertreter der Gattung auch als Topfpflanzen auf der Fensterbank halten.
Cattleya labiata
Cattleya labiata stammt aus dem Nordosten Brasiliens und gehört zu den Arten mit großen Blüten. Sie blüht im Herbst, wobei jede der Blüten, die meist zu fünft an einem Stiel sitzen, einen Durchmesser von bis zu 18 cm haben kann. Diese Orchidee braucht einen hellen bis halbschattigen Platz mit mittlerer Luftfeuchtigkeit und vergleichsweise niedrigen Temperaturen.
Cattleya aclandiae – eine Art mit kleinen Blüten
Cattleya aclandiae stammt aus Brasilien, aus einer trocken-heißen Region. Entsprechend braucht sie in Kultur eine niedrige Luftfeuchtigkeit, volles Sonnenlicht und hohe Lufttemperaturen.
Cymbidium – die Kahnlippen-Orchideen
Die meisten Cymbidium-Arten leben epiphytisch, also auf Bäumen. Einige wenige wachsen jedoch terrestrisch, d. h. auf dem Boden. Kahnlippen-Orchideen werden sie wegen ihrer bootförmigen Lippe genannt.
Gut zu wissen: Beim Kauf preiswerter Cymbidium-Hybriden muss man etwas aufpassen. Manchmal handelt es sich nämlich in Wirklichkeit um Schnittblumen aus großen Orchideen-Farmkulturen. Diese Orchideen werden nach dem Schnitt einzeln eingetopft und dann als kleine Topfpflanzen verkauft. Sie haben oft nur eine Blüte – und die ist dann meist auch die letzte. Das gilt vor allem für die spät blühenden Cymbidium-Sorten.
Besser ist man dran mit früh-blühenden Cymbidium-Sorten, die schon vor Weihnachten zu blühen beginnen.
Außerdem gibt es echte Cymbidium-Miniatur-Hybriden: Einige werden so genannt, entweder weil die ganze Pflanze vergleichsweise ist, oder sie haben lediglich kleine Blüten, während die Pflanze selbst eine normale Cymbidium-Größe aufweist.
Cymbidium floribundum
Diese Orchideenart kommt in Südchina und Taiwan sowie im Norden Vietnams vor. Sie bekommt viele kleine Blüten an meist hängenden, seltener aufrecht stehenden Rispen. Cymbidium floribundum kommt besonders gut zur Geltung als Ampelpflanze in einem Hanging Busket. Diese Orchidee braucht einen sonnigen bis halbschattigen Platz mit mittlerer Luftfeuchtigkeit und niedrigen bis mittleren Temperaturen.
Cymbidium lowianum – Lows Kahnorchidee
Diese Orchideenart lebt in den Nebelwäldern der Bergregionen von Myanmar, Thailand, Südwest-China und Vietnam in Höhenlagen zwischen 1200 und 2400 m ü. NN. Diese Kahnorchidee stellt die gleichen Pflegeansprüche an Luftfeuchtigkeit und Temperaturen wie die Cymbidium floribundum.
Cymbidium tracyanum
Die Cymbidium tracyanum hat sehr große gefärbte Blüten, die intensiv duften. Diese Kahnorchidee hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet im Südosten Tibets, im Süden und Südwesten Chinas und im Nordwesten Südostasiens. Sie braucht einen halbschattigen bis sonnigen Platz mit mittlerer Luftfeuchtigkeit, aber niedrigen Temperaturen – sonst blüht sie nicht.
Es gibt eine Vielzahl kleinbleibender Kahnorchideen, die Abkömmlinge von Cymbidium floribundum sind, aber unter dem Namen Cymbidium pumilum angeboten werden. Sie haben stets kleine Blüten. Manche Sorten bilden aufrecht stehende, andere hängende Blütenrispen. Sie kommen am besten als Ampelpflanzen im Hanging Busket zur Geltung. Die Pflegeansprüche an Luftfeuchtigkeit, Lichtverhältnisse und Temperatur sind die gleichen wie für Cymbidium floribundum.
Oncydium – für den Balkon
Ebenfalls zu den epiphytischen Orchideen gehören die mehr als 700 Arten der Gattung Oncydium. Sie sind in den Tropen von Südmexiko, Mittelamerika und von der Karibik bis Paraguay verbreitet. Das heißt aber nicht, dass sie auch bei uns bei tropischen Temperaturen gehalten werden müssen – ganz im Gegenteil.
Die Oncydium-Orchideen sind meist an einem zwar hellen, aber kühlen bis mäßig warmen Platz an der frischen Luft und möglichst hoher Luftfeuchtigkeit. Deshalb kann man vor allem die robusteren Oncydium-Hybriden im Sommer auch auf dem Balkon halten.
Besonders häufig sind Oncydium-Arten und -Hybriden, die gelbe Blüten mit rotbraunen Flecken haben. Sie werden auch Tiger-Orchideen genannt.
Orchideen pflegen: Erde, Wasser, Dünger
Orchideen brauchen keine reine Erde, sondern eine Substrat aus auflockernden und Struktur bildenden Bestandteilen.
Das Substrat muss locker, aber strukturstabil sein. Hochwertige Orchideenerde enthalten zusätzlich „Orchideenrinde“: wie Pinienrinde.
Das Substrat sollte relativ grobkörnig sein. Damit werden Staunässe und somit die Gefahr einer Fäulnis an der Wurzel vermieden, auch wenn einmal zu oft oder zu üppig gegossen wurde. Zu beachten ist, dass Kiefern- oder Rindenerde Stickstoffzehrer sind. Dies wissen vor allem Gärtner, die mit Kiefer- oder Pinienrinde mulchen. Deshalb sollte Orchideenerde mit Rinde genügend Stickstoff enthalten, um dies zu kompensieren. Ebenso schafft ein Phosphatgehalt in Verbindung mit dem optimalen pH-Wert von 5,5 die Voraussetzungen für eine gute Entwicklung der Blüten.
Ein Tipp: Wer doch einmal zu viel gegossen hat, kann Staunässe verhindern, indem man das Substrat oder die Orchideen-Erde beispielsweise mit Perlite® oder Blähton auflockert.
Alternativ gönnen Sie den exotischen Pflanzen jede Woche ein Tauchbad. Dafür wird die Orchidee aus ihrem Topf herausgenommen und in einen Behälter mit Wasser gestellt. Ob Gießen oder Tauchbad: Orchideen mögen kein kalkhaltiges Wasser. Leitungswasser sollte daher abgekocht und abgekühlt oder etwas abgestanden sein. Sauberes Regenwasser ist ideal für die Exoten.
Orchideenpflege sollte grundsätzlich bei Zimmertemperatur erfolgen. Auch das Tauchbad oder das Wasser zum Gießen sollten Zimmertemperatur haben.
Je nachdem, wie reich oder mager die Orchideenerde oder das Substrat mit Nährstoffen gefüllt sind, lassen sich Nährstoffe mit Orchideendünger anreichern. Gedüngt werden können Orchideen in ihrer Wachstumsphase zwischen Frühling und Herbst. Die Wachstumsphase erkennen Sie daran, dass sich neue Triebe und Blätter bilden. Zu dieser Zeit benötigt die Pflanze besonders viele Nährstoffe. Für Orchideen geeigneter Flüssigdünger oder entsprechende Düngestäbchen können etwa alle zwei bis vier Wochen zugegeben werden.
Während der Blütezeit und im Winter sollte man auf das Düngen weitestgehend verzichten. Direkt nach dem Umtopfen kann Düngen den Wurzeln sogar schaden.
Orchideen umtopfen
Haben sich ihre dickfleischigen Wurzeln ausgebreitet und die Nährstoffe des Pflanzsubstrates sind endgültig erschöpft, sollten Orchideen umgetopft werden. Setzen Sie die Pflanzen in ein größeres Pflanzgefäß und füllen Sie frische Orchideenerde bzw. entsprechendes Substrat ein. Die meisten Orchideen müssen nach zwei, spätestens drei Jahren umgetopft werden. Achten Sie beim Umtopfen darauf, die Wurzeln der Pflanzen nicht zu beschädigen. Wurzeln, die bereits welk aussehen, sich allzu weich anfühlen und die Farbe verloren haben, können dagegen entfernt werden.
Weitere Tipps zu diesem Vorgang und die passenden Utensilien finden Sie unter Orchideen umtopfen.
Orchideen-Wurzeln brauchen Licht und Luft
Nährstoffe holen sich Orchideen aus der Luft. Orchideen haben dafür Luftwurzeln. Im natürlichen Habitat stecken die Wurzeln nicht in der Erde, sondern sind rundum mit Luft und Licht versorgt. Aus diesem Grunde sind Orchideen-Pflanztöpfe durchsichtig. Auch das Pflanzgefäß sowie der Übertopf sollten entsprechend durchsichtig bzw. lichtdurchlässig sein, zum Beispiel aus Glas.
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