Ein Moorbeet anlegen und bepflanzen
Ein Moorbeet anlegen und bepflanzen
Moore entstehen bei der Verlandung stehender Gewässer. Werden die Pflanzenreste der Verlandungszone im Uferbereich nur unvollständig abgebaut, sei es durch Luftabschluss, zu kaltes oder saures Wasser, welches die Zersetzung durch Bakterien und Pilze hemmt, so baut sich allmählich ein Ring aus einem Flachmoor auf, der langsam Richtung Gewässermitte wächst, bis die offene Wasserfläche schließlich ganz verschwindet und ein Niedermoor entsteht. Mit der Wasserzufuhr über das Grundwasser und das Oberflächenwasser gelangen weiterhin Nährstoffe, wenn auch in geringen Konzentrationen in das Moor. Es bildet sich ein dichter Rasen aus Torfmoos Sphagnum, das sich langsam zu Torf zersetzt. Solche Niedermoore können sich auch an Quellaustritten (Quellmoor) oder im Überschwemmungsbereich von Flüssen bilden.
Wächst die Torfschicht aus Sphagnum-Resten so hoch, dass der Kontakt zum Grundwasserspiegel verloren geht, so wird aus dem Niedermoor ein Hochmoor, vorausgesetzt reichliche Niederschläge sorgen für die Zufuhr nährstoffarmen Regenwassers. Ein solches Hochmoor ist extrem nährstoffarm in einem sauren Milieu und bietet nur hochspezialisierten Pflanzen einen Lebensraum.
Der gesamte Prozess von einem offenen Gewässer über das Stadium des Niedermoores bis zum Hochmoor kann lange Zeit, oft sogar Jahrhunderte dauern. Im eigenen Garten muss man daher andere Wege gehen, um ein künstliche Moorbeet zu schaffen.
Ein solches Moorbeet unterscheidet sich in einigen ganz wesentlichen Eigenschaften vom Sumpfbeet. Will man ein Moorbeet auf Dauer erfolgreich anlegen und bepflanzen, so müssen neben einem permanent hohen Feuchtigkeitspegel vor allem drei Punkte strikt eingehalten werden: Bodensubstrat und Wasser müssen absolut kalkfrei, sauer und nährstoffarm sein.
Einige Pflanzen, darunter einige Heidekrautgewächse (Ericaceae), die auf kalkfreien Heideflächen gedeihen, finden auch adäquate Bedingungen im Moorbeet. Andererseits sind die Milieubedingungen im Bodensubstrat von Moorbeet und einer Rhododendronrabatte ähnlich. Beide müssen sauer reagieren und kalkfrei sein, wenn auch der Feuchtigkeitsgehalt im Rhododendronbeet niedriger und der Nährstoffbedarf etwas höher liegt als im Moorbeet.
Warum also nicht im eigenen Garten ein Moorbeet als Übergangsbereich zwischen einem Heidebeet und einer Rhododendron- und Azaleenpflanzung anlegen? Eine solches Übergangsbiotop wirkt natürlich und harmonisch, vorausgesetzt die vorhanden Teilflächen sind genügend groß.
Im Gegensatz zur Rhododendronrabatte, die auch Halbschatten verträgt, sollte ein Moorbeet stets der vollen Sonne ausgesetzt sein. Außerdem sollte ein gewisser Abstand zu Bäumen und Sträuchern eingehalten werden, damit im Herbst kein Laub auf das Moorbeet fällt.
Der Bau des Moorbeetes ist relativ einfach. Man hebt eine Grube etwa 40cm tief aus und legt mit einer der handelsüblichen Teichfolien aus. Al Wasserspeicher dienen einige leere Palstikeimer, wie sie im Baumarklt zum Anrühren von Dispersionsfarben angeboten werden. Diese werden rundherum mit einigen 2 bis 3cm großen Löcher perforiert und mit der Öffnung nach unten auf die Plastikfolien am Boden der Grube gestellt. Zusätzlich kann man einen größeren Plastikbottich mit der Öffnung nach oben in das Moorbeet integrieren und damit das Moorauge mit der letzten freien Wasserfläche simulieren – vorausgesetzt als Farbe wird dunkelbraun oder schwarz gewählt.
Gibt man dem Moorbeet auf einer Seite ein leichtes Gefälle, indem man an einer Seite ein Ablauf vorsieht und die anderen vier Seiten etwas erhöht, dann kann man die eher trockener stehenden Heidekrautgewächse in den oberen Teil pflanzen und die auf einen permanent hohen Wasserpegel angewiesenen Moorpflanzen in den unteren Teil setzen. Als Füllmaterial für das Moorbeet darf ausschließlich ungedüngter Torf verwendet werden. Da viele Moore inzwischen unter Schutz gestellt wurden und dort kein Torf mehr gestochen werden darf, ist dies leider relativ teuer. Aber andere Bodensubstrate kommen dafür nicht in Frage; sie sind entweder nicht kalkfrei, zu nährstoffreich oder können nicht genügend Wasser speichern. Am besten nimmt man den sogenannten Weißtorf; Schwarztorf ist bereits zu stark zersetzt. Und die in Gartengeschäften angebotenen normalen Torfballen sind in der Regel mit Dünger oder Blumenerde versetzt.
Bevor der Torf im Moorbeet verteilt wird, sollte er gründlich gewässert werden, da er sich sonst später nur sehr langsam vollsaugt. Zum Wässern von Torf und Moorbeet darf muss man ausschließlich kalkfreies und nährstoffarmes Wasser verwenden; dazu eignet sich Regenwasser, das ja ohnehin einen leicht sauren pH-Wert aufwiest, oder abgestandenes Wasser aus dem Gartenteich, dem durch die sogenannte biogene Entkalkung der Wasserpflanzen der Calcium-Anteil entzogen wurde. Das Leitungswasser und auch das Grundwasser ist in den meisten Regionen Deutschlands zu hart und enthält zuviel gelösten Kalk.
Vor allem das Torfmoos Sphagnum sorgt für die Auflandungsprozesse im Hochmoor. Ein Schwingrasen aus einem der vielen grün bis rotblättrigen Torfmoosarten gibt dem Moorbeet ein besonders natürliches Aussehen
Welche Pflanzen sind für ein Moorbeet geeignet? Eine Auswahl bietet die folgende Tabelle. Falls alle Arten stehen unter Naturschutz, aber der spezialisierte Gartenfachhandel hält fast alle aufgeführten Arten als Nachzuchten bereit. Vor allem verholzende Zwergsträucher aus der Familie der Ericaceae (Heidekrautgewächse), unterbrochen von einigen krautigen Staudenpflanzen werden angepflanzt. Auch die Charakterarten eines Hochmoores wie der Fieberklee, Wollgräser und das Sumpfveilchen geben dem Moorbeet ein natürliches Aussehen. Diese drei Arten gedeihen aber auch in der Uferzone des Gartenteichs und können einen fließenden Übergang zwischen Moorbeet und einem Gartenteich bewirken. Auf der anderen Seite bilden viele Heidekrautgewächse einen Übergang zum trockeneren Heidebeet. Auf die Vorstellung von Orchideen und Carnivoren (fleischfressenden Pflanzen) wird hier verzichtet, da ihre erfolgreiche Kultur den Spezialisten vorbehalten bleibt. Die meisten Moorbeetpflanzen benötigen im Frühjahr zum Anwachsen und Austreiben ein sehr feuchtes Bodenmilieu, sobald im Sommer die Blütenknospen erscheinen, lieben sie es etwas trockener. Aber dann ist ja auch ohnehin die Verdunstung höher; man füllt dann in den Sommermonaten weniger Regenwasser nach.
Pflanzen für das Moorbeet
Pflanzenname | Moor- beet | Heide- beet | Rhododen- dronbeet | Höhe in cm | Blüte- zeit | Blüten- farbe | Anmerkungen |
Krähenbeere Empetrum nigrum | O | O | O | 15 | S | orange, magenta | |
Moosbeere Vaccinium macorparon | O | O | 3 | F-S | rosa | ||
Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea | O | O | O | 20 | S | rosa | |
Heidelbeere Vaccinium myrtillus | O~ | ~O | 40 | S | rosa | ||
Immergrüne Bärentraube Arctostaphylos uva-ursi | O | O | 10 | F-S | weiß | verträgt auch kalkhaltigen Boden | |
Glockenheide Erica tetralix | O | O | 30 | S | magenta | ||
Graue Heide Erica cinerea | (O) | O | bis 75 | S | magenta | Nur in den trockenen Teil des Moorbeetes setzen! Verträgt auch kalkhaltigen Boden. | |
Sommerheide Calluna vulgaris | O | O | 50 | S | magenta | ||
Rosmarinheide Andromeda polyfolia | O | O | 20 | S | magenta | ||
Blauheide Phyllodoce alleutica glanduliflora | O | 20 | S | weiß, rosa | |||
Schuppenheide Cassiope hypnoides | O | 15 | F | weiß | |||
Torfgränke Chamaedaphne calyculata | O~ | bis 100 | F-S | weiß | |||
Schmalblättrige Lorbeerrose Kalmia angustifolia | O | 80 | S | magenta | |||
Schwalbenschwanzenzian Gentiana asclepiadea | O | 40 | S | weiß, rosa | |||
Herbstenzian Gentiana sino-ornata | O | 10-20 | H | blau | |||
Lungenenzian Gentiana pneumonanthe | O | (O) | 20-40 | S-H | blau | ||
Mehlprimel Primula farinosa | O | 8 | F | magenta | |||
Sumpfveilchen Viola palustris | ~ | 10 | F | blau | |||
Schachbrettblume Frittilaria maleagris | O | 20 | F | rot, weiß | |||
Götterblume Dodecatheon meadea | O | 10 | F | magenta | |||
Fieberklee Menyanthes trifoliata | O | 10 | F | weiß | |||
Beinbrech Narthecium ossifragum | O | 30 | gelb | ||||
Grönländischer Sumpfporst Ledum groenlandicum | O | F | weiß | ||||
Heimischer Sumpfporst Ledum palustre | O | S | weiß | ||||
Mooraster Aster nemoralis | O | 30 | H | blau | |||
Moornelke Helonias bullata | O | rosa | |||||
Sumpf-Johanniskraut Hypericum helodes | O | 40 | S | gelb | Nicht winterhart, Frostschutz nötig | ||
Sumpfblutauge Potentilla palustris | O | magenta | Bildet lange, am Boden kriechende Triebe, auch als Übergang zum Gartenteich geeignet | ||||
Torfmyrte Pernettia mucronata | O | 50 | Getrenntgeschlechtlich, deswegen immer eine männliche und eine weibliche Pflanze einsetzen | ||||
Zwergbirke Betula nana | O | 80 | |||||
Moorweide Salix myrtilloides | O~ | 50 | F | weiß | Bildet einen unter der Mooroberfläche kriechenden Stamm | ||
Kriechweide Salix repens | ~ | bis 100 | F | gelb | Verträgt auch kalkhaltige Böden | ||
Rosmarinweide Salix rosmarinifolia | O | O | 60-80 | F | gelb | Gedeiht auch auf wechselfeuchten Sandböden | |
Gagelstrauch Myrica gale | O | O | 50-200 | F | rot | ||
Königsfarn Osmundo regularis | ~° | ||||||
Virginisches Wollgras Eriophorum virginicum | O | 40 | F | cremefarben bis hellbraun | |||
Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium | O | 20-40 | F | weiß | Vorsicht, dies Wollgras breitet sich sehr rasch aus. Eignet sich auch für die Flachwasserzone im Gartenteich | ||
Scheidiges Wollgras Erioporum vaginatum | O | 40 | F | weiß | Die Horste lassen sich gut teilen | ||
Torfmoos Sphagnum spec. | O~ | Das Farbspektrum der Laubblättchen reicht von grün bis rotbraun |
Zeichenerklärungen:
Lichtverhältnisse: O volle Sonne, ~ Halbschatten, ° Schatten
Blütezeiten: F = Frühling (März bis Mai), S = Sommer (Mai bis August), H
= Herbst (August bis November)
Eine der farbenprächtigsten Moorbeetpflanze ist die Schmalblättrige Lorbeerrose Kalmia angustifolia
Ist das Moorbeet richtig angelegt, so braucht es sehr wenig Pflege im Jahresverlauf. Nach überstandenem Winter muss man lediglich die Farnwedel und Grashalme zurück schneiden, Unkraut entfernen und das Beet mit kalkfreiem Regenwasser wieder auffüllen. Jetzt ist auch der richtige Zeitpunkt, um Calluna vulgaris und andere Heidekrautgewächse alle paar Jahre wieder etwas einzukürzen, damit ihr buschiges Wachstum erhalten bleibt. Im Herbst muss man dann dafür Sorge tragen, dass Falllaub von der Beetoberfläche sorgfältig entfernt wird.