Lotusblume – Nelumbo
Der Indische und der Amerikanische Lotus sind die beiden einzigen Arten der Gattung Nelumbo in der Familie der Lotusgewächse (Nelumbonaceae). Diese Lotusblumen gehören wiederum zur Ordnung der Silberbaumartigen (Proteales) und sind somit verwandt mit den Silberbäumen, der Protea und der Banksie.
Beide Nelumbo-Arten sind Wasser- oder besser Sumpfpflanzen, die mit ihrem Rhizom im feuchten Boden liegen und im flachen Wasser stehen. Die großen zwittrigen Blüten werden durch Käfer bestäubt.
Die schildartigen Blätter erinnern an die Schwimmblätter der Seerosen. Im Gegensatz dazu steht das Laub des Lotus immer weit oberhalb des Wasserspiegels. Diese Blätter sind unbenetzbar. Das Wasser perlt von ihnen einfach ab. Dieser Lotuseffekt hält die Blätter und damit ihren Poren stets sauber.
Gut zu wissen: Der Indische und der Amerikanische Lotus sind weder mit dem aus der Aquaristik bekannten Tigerlotus noch mit dem tropischen Blauen Lotus verwandt. Denn die gehören zu den Seerosen der Gattung Nymphaea.
Nelumbo lutea – der Amerikanische oder Gelbe Lotus
Vorkommen der Gelben Lotusblume
Die ursprüngliche Verbreitung der Nelumbo lutea reicht von Mittel- und Ost-USA über Mexiko, den Norden Mittelamerikas (Honduras) bis in die Karibik (Insel Kuba, Jamaica und Hispaniola).
Kultur von Nelumbo lutea im Garten
Zumindest die Amerikanische Lotusblume (Nelumbo lutea) kann während des Sommerhalbjahres im Garten gehalten werden.
Im Gartenfachhandel bekommt man meist das Rhizom, aus dem die Lotusblume austreiben wird, vorausgesetzt das Rhizom enthält mindestens ein Auge, also die Keimanlage. Dazu setzt man das Rhizom ins Substrat der Flachwasserzone eines größeren Gartenteiches bei einer Wassertiefe von 5 cm bis maximal 10 cm.
Besser wäre jedoch ein eigenes Kunststoffbecken. Die Pflanze braucht nämlich ein sehr nährstoffreiches Substrat aus Teicherde, Lehm und einem Naturdung, beispielsweise getrockneter Kuhdung in Form von Pellets, die man in Gartenfachgeschäften oder im Onlinehandel bekommt.
Daraus kann sich bald eine Schlammbrühe bilden oder eine massive Algenblüte entwickeln.
Da die Blütenstängel zwischen 100 und 120 cm hoch sind, braucht man außerdem einen windstillen Platz, sonst könnten sie leicht abknicken und die Blüten wären hinüber. Die Blütezeit der Amerikanischen Lotusblume fällt in die Monate Juli/August.
Im Herbst müssen die Pflanzen ins Winterquartier. Stehen sie – wie vorgeschlagen – in einer Plastikwanne, dann können sie den Winter über darin bleiben. Zunächst wird das Wasser abgelassen, damit man die Wanne in einen dunklen, ungeheizten, aber frostfreien Raum bringen kann. Dann wird die Wanne wieder mit Wasser aufgefüllt, damit die Lotuspflanzen nicht austrocknen.
Wenn die Lotuspflanzen im Frühjahr langsam wieder aus ihrem Winterschlaf erwachen, wird vorsichtig das Bodensubstrat erneuert. Dabei darf das Wurzelrhizom, aus dem die Pflanze wieder austreiben soll, nicht verletzt werden. Umgetopft wird – wenn überhaupt – erst im Mai. Beim Freilegen des Wurzelrhizoms darf dabei auf keinen Fall die Triebspitze verletzt werden. Rhizomstücke ohne Augen, also ohne die Keimanlagen, brauchen nicht umgepflanzt werden. Sie würden nicht wieder austreiben.
Die Kultur von Lotusblumen ist also nicht ganz einfach. Kritisch ist das Einpflanzen oder Umsetzen des Rhizoms.
Nelumbo nucifera – Indischer Lotus
Vorkommen und Lebensraum des Indischen Lotus
Die Indische Lotusblume kommt nicht nur auf dem Indischen Subkontinent vor, sondern in weiten Teilen des tropischen und subtropischen Asiens bis Korea und Japan. Isoliertes Vorkommen gibt es am Aral- und Kaspisee. Im Norden Australiens und in Amerika ist sie eingebürgert worden.
In der Form der Laubblätter, ihrer Blütenstiele und Blüten ähnelt der Indische Lotus der amerikanischen Art. Mit einem Unterschied: Sie wird wesentlich größer. Ihre runden Laubblätter können einen Durchmesser von 60 cm erreichen, die Blütenstiele wachsen 2 m und mehr senkrecht in die Höhe und ihre Blüten werden ebenfalls größer.
Die Blütenfarbe des Indischen Lotus reicht von reinem Weiß über zartem Rosa bis zu intensivem Pink. Die Blüten werden durch Bienen, Käfer und Fliegen, die durch den Duft angelockt werden, bestäubt.
Im Gegensatz zum Amerikanischen Lotus kann der tropische Indische Lotus in unseren mitteleuropäischen Gärten auch während der Sommermonate nicht kultiviert werden. Der Indische Lotus ist auf höhere Wasser- und Lufttemperaturen angewiesen und braucht auch eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit.
Die Lotusblume in der Mythologie und Religion
Im Hinduismus gilt die heilige Indische Lotusblume als Symbol für die Wiedergeburt. Denn die Blüte schließt sich nach Sonnenuntergang und versinkt im Wasser. Zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen taucht sie wieder auf und öffnet sich von Neuem. Deshalb wird die Blüte gern zur Geburt eines Kindes geschenkt.
Auch Brahma soll in einer Lotusblume geboren sein. Andere Gottheiten werden in den Tempeln der Hindus auf einer Seerosenblüte stehend oder mit der Blüte in der Hand dargestellt.
Im Buddhismus spielt die Lotusblume ebenso eine zentrale Rolle. So soll Buddha auf einer Lotusblume geboren sein. Deshalb werden Buddha-Statuen oft auf einer Lotusblüte sitzend mit gekreuzten Beinen dargestellt. Daraus entstand der Lotussitz, den man bei Meditation und bestimmten Yoga-Übungen einnimmt.
Im Buddhismus gilt die Indische Lotusblume als Symbol für ein ewiges Leben, denn ihre Samen können mehr als 1.000 Jahre lang keimfähig bleiben.
Tausende Besucher strömen täglich zum Lotus-Tempel der Bahai in Delhi. Er stellt eine große aufgehende Lotusblüte dar.
Der Lotus-Effekt
Der sogenannte Lotus-Effekt wurde zuerst bei den Laubblättern der Lotusblumen entdeckt. Die mikroskopische Feinstruktur der Blattoberfläche ist so komplex, dass Wasser oder Regentropfen sich nicht darauf ausbreiten können, sondern sich zu kugelrunden Wassertropfen zusammenziehen und von den Blättern abperlen. Dabei nehmen sie auch Schmutzpartikel und Algenkolonien mit, die sich auf den Blättern angesiedelt haben.
Dieser Lotuseffekt ist jedoch nicht auf die Lotuspflanzen beschränkt. Auch andere Teichpflanzen wie die Muschelblumen (Pistia stratiotes), Schwimmfarne (Salvinia) und Algenfarne (Azolla) machen ihn sich zunutze. Auch einige Landpflanzen wie die Kapuzinerkresse, Akelei oder Bananenstauden profitieren davon.
Seit Anfang der 1990er Jahre wurde solch eine wasserabweisende Mikrostruktur verschiedenster Oberflächen unter dem Markennamen Lotus-Effekt® bei Kleidung, Wandanstrichen, Fensterglas und vielen anderen Oberflächenbehandlungen entwickelt. Sogar für die Außenanstriche von Booten und Schiffen wurde dieser Lotus-Effekt übernommen. Seine Funktion ist es, die Reibung der Außenwände mit dem Wasser zu reduzieren und damit Treibstoff zu sparen. Unter Boots- und Schiffsbauern wird er allerdings Salvinia-Effekt genannt.
Lotus als Nutzpflanze
In Asien werden die die Indischen Lotuspflanzen auch als Gemüse und Verpackungsmaterial genutzt. Die Wurzeln, Stängel und die noch grünen Früchte und die nussartigen Samen werden gegessen und aus den getrockneten Kernen werden Gebetsketten hergestellt. Die Speisen werden in die frischen Blätter gepackt.
Auch in der Floristik kommt der Lotus zum Einsatz. Sehr viele Bestandteile der Lotuspflanzen werden für Arrangements verwendet – von den Blüten über die Blätter bis hin zu den Fruchtkörpern in der Trockenfloristik und als Kunstblumen.