Kiesbeete anlegen und bepflanzen
Überkragende Hausteile werden häufig mit Kies unterfüllt und als Dränagestreifen an den Hauswänden angelegt. So entwickelte sich die Idee, diese als Kiesbeet zu verbreitern und zu bepflanzen. Aber Kiesbeete wurden schon viel früher angelegt. Im Barock spielen solche Kiestriefen zwischen Blumenrabatten eine Rolle bei der Gestaltung der streng ornamentalen Gärten. Eine tiefere, meditative Bedeutung haben sie in den japanischer Zen-Gärten. Mit solchen Kiesbeeten lassen sich aber auch starke farbliche Akzente setzen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel bieten die Hängenden Gärten der Bahai in Haifa, wo roter Kies zwischen den grünen Rasenflächen und den marmornen Treppenaufgängen und Wasserspielen ein wichtiges Gestaltungselement sind.
Roter Kies als Gestaltungselement in den Bahai-Gärten in Haifa/Israel
Kiesbeete, die zur Bepflanzung mit Pflanzen trockener Standorte geeignet sind, lassen sich z.B. als Flächenerweiterung von Kiesschüttungen unterhalb von vorspringenden Gebäudeteilen oder von Dränagestreifen anlegen, ebenso wie als Übergangselement zwischen Terrasse und Garten in flachem Gelände oder zur Dachbegründung.
Die Idee, die Kiesstreifen durch Pflanzen zu beleben, kam erst mit der modernen Gartenarchitektur auf. Und so wird aus einem anfangs ein technischen Hilfsmittel, wo überschüssiges Regenwasser möglichst schnell abgeführt werden soll, ein eigens zu gestaltendes Gartenelement im Wechselspiel von Kies, Steinen und Pflanzen. Häufig sieht man noch in neu angelegten Gärten etwas lieblos gestaltete Kiesflächen, in die einzelnen Ziergräser, Zwergkoniferen und Buchsbäumchen eingesetzt sind. Es geht aber auch wesentlich naturnaher und harmonischer. Dazu steht eine Vielzahl für solche Kiesbeete geeignete Pflanzen zur Verfügung. Eine Auswahl ist in der Tabelle zusammengestellt worden.
Ein harmonisch gestalterer japanischer Zengarten mit wechselnden Flächen aus Kies, einzelnen Findlingen, einer Steinlaterne und zusammenhängenden Pflanzenstreifen zwischen zwei Mauern in einer buddhistischen Tempelanlage in Kyoto .
Durch einige geschickt platzierte größere Felsen und Steine im sonst flachen Kiesbeet mit einem m Mosaik aus Flächen mit grob- und feinkörnigem kies lässt so beispielweise eine ausgetrocknetes Flussbett nachahmen. Dann sieht es so aus, als hätte der Fluss beim letzten Hochwasser hier sein Geröll abgelagert.
Dort wo Pflanzen eingesetzt werden sollen, hebt man eine entsprechende Fläche, die mindestens den doppelten Durchmesser des Wurzelballens haben sollte, bis in den Unterboden aus, breitet die Wurzeln der Pflanze gleichmäßig aus und füllt mit grobem Sand und Gartenerde wieder auf. Schließlich wird dieser Bereich mit einer Kiesschicht wieder abgedeckt und damit nahtlos in das Kiesbeet integriert.
So lassen sich optisch ansprechende Akzente setzen im Wechselspiel größerer Solitärstauden, horstbildende Stauden und kleinbleibende Polsterpflanzen – die dazwischen liegenden, verbliebenen Kiesflächen sorgen dafür, dass die verschiedene pflanzengruppen nicht ineinander wachsen.
Pflanzen für ein trockenes Kiesbeet
Für Ost- und Südexponierte Kiesflächen vor Hauswänden und Mauern kommen vor allem robuste Steingartenpflanzen infrage, die einen warmen bis heißen Platz vertragen und auch längere Trockenperioden schadlos überstehen. Einige, für solche trockenen Kiesbeete geeigneten Pflanzenarten sind in der folgenden Tabelle mit ○ in der Spalte „Trockenes Kiesbeet“ aufgeführt.
Dort wo kein Regen hinkommt, verstauben Steine und Kies allmählich und sehen dann schmutzig aus. Solche Stellen muss man gelegentlich mit einem scharfen Wasserstrahl sauber spritzen, ohne dabei die Pflanzen zu treffen. Mit der Zeit sammelt sich zwischen dem anorganischen Material aus Stein und Kies auch Erdpartikel, Humusteilchen und verrottete Pflanzenteile an. An solchen Stellen kommt dann oft auch Unkraut auf oder der Boden wird zu stark verdichtet. Da bleibt es einem dann nicht erspart, die Steine herauszunehmen, abzuwaschen, die angesammelte Erde zu entfernen und dann die Steien wieder einzusetzen und eine frische Kiesschicht einzubringen
Geeignete Pflanzen für trockene oder feuchte Kiesbeete
Name | Trockenes Kiesbeet | Feuchtes Kiesbeet | Höhe in cm | Blütezeit | Blütenfarbe | Anmerkungen |
Botan.Tulpe z.B. Tulipa tarda | O | 10 | F | rot | ||
Schachbrettblume Fritillaria maleagris | O | 15 | F | lila | ||
Zwerg-Iris Iris barbata-nana | O | 15 | F | gelb, blau | ||
Schwertlilie Iris barbata-elliator | O | 50 | F | gleb, blau | abgeblühte Stiele im Sommer abschneiden | |
Sibirische Iris Iris sibirica | O | 70 | S | blau | Blätter u. Triebe im Frühjahr abschneiden | |
Sumpfschwertlilie Iris pesudacorus | O | 80 | S | gelb | ||
Sommerprimel Primula florindae | O~ | 40 | S | gelb | muss in der Sonne feuchter stehen als im Schatten | |
Pfennigkraut Lysimachia nummularia | O | 5 | F | gleb | im Sommer evtl. reduzieren | |
Nelke Dianthus caesius | O | 15 | S | magenta | abgeblühte Stiele im Sommer abschneiden | |
Kriechender Günsel Ajuga reptans | O | 10 | F | blau | im Sommer evtl. reduzieren | |
Lavendel Lavandula angustifolia | O | 40 | S | lila | nach der Blüte ca. 2cm uh. Blüten-stand kürzen | |
Riesenlauch Allium giganteum | O | 100 | F | abgeblühte Stiele im Sommer abschneiden | ||
Zierlauch Allium sphaerocephalum | O | 40 | S | abgeblühte Stiele im Sommer abschneiden | ||
Dreimasterblume Tradescantia spec. | O | 50 | S | blau, lila | Rückschnitt im Herbst | |
Taglilie Hemerocallis citrina | O | 80 | S | gleb | Blätter u. Triebe im Frühjahr abschneiden | |
Ehrenpreis Veronica incana | O | 20 | S | abgeblühte Stiele im Sommer abschneiden | ||
Karpathen-Glockenblume Campanula carpatha | O | 25 | S | |||
Nachtkerze Oenothera missouriensis | O | 15 | S | gleb | ||
Palmlilie Yucca filimentosa | O | 80 | S | weiß | ||
Steppenkerze Eremurus | O | 100 | F | gelb, weiß | im Herbst pflanzen | |
Königskerze Verbascum olympicum | O | 120 | gelb | im Frühjahr zurück schneiden | ||
Spornblume Centranthus ruber | O | 60 | S | rot | abgeblühte Stiele im Sommer abschneiden | |
Funkie Hosta plantaginea | ~ | 60 | S | weiß | ||
Weißrand-Funkie Hosta sieboldii | O~ | 20-30 | S | lila | ||
Thymian Thymus serpyllum | O | 5 | S | rosa | ||
Fetthenne Sedum floriferum | O | 10 | S | gelb | ||
Mädesüß Filipendula ulmaria | O~ | 50-100 | S | weiß | ||
Jakobsleiter Polemonium caeruleum | O | 30-40 | S | blau | ||
Scharfer Hahnenfuß Ranunculus atris Multiplex | O | S H | gelb | Gefüllte Blüten. Giftig! | ||
Gelenkblume Physostegia virginiana | O | 60 | H | magenta, rosa, weiß | Rückschnitt im Herbst | |
Blutweiderich Lythrum salic. | O | 60-80 | H | magenta | Rückschnitt im Herbst | |
Wasserdost Eupatorium cannabium | O~ | 50-175 | H | rosa | attraktiv für Schmetterlinge, Blätter u. Triebe im Frühjahr abschneiden | |
Fetthenne Sedum telephium | O | 40 | H | rosa | erst im Frühjahr zurückschneiden | |
Blauschwingel Festuca glauca | O | 25 | H | weiß | erst im Frühjahr zurückschneiden | |
Chinaschilf Miscanthus sinensis | O | O | 100 | H | weiß | erst im Frühjahr zurückschneiden |
Zeichenerklärungen:
Lichtverhältnisse: O volle Sonne, ~ Halbschatten, ° Schatten
Blütezeiten: F = Frühling (März bis Mai), S = Sommer (Mai bis August), H
= Herbst (August bis November)
Ein besonders gut gelungenes Beispiel für ein abwechslungsreiches Kiesbeet unterhalb eines kleinen künstlichen Wasserlaufs (links vorne Pflanzen für ein trockenes Kiesbeet, rechts dagegen die feuchtigkeitsliebenden Pflanzen im feuchten Teil des Kiesbeetes
Pflanzen für ein feuchtes Kiesbeet
Noch naturnaher lassen sich feuchte Kiesbeete mit einem Wechselspiel aus sonnigen Partien und Halbschatten, trockenen, mäßig feuchten bis submersen Flächen gestalten. Solche wechselfeuchten Kiesflächen kann man am Rand von künstlichen Bachläufen, an einer Sumpfbeet angrenzend, zur Randbepflanzung eines Gartenteichs oder rings um einen Quellstein, aus dem Wasser sprudelt, der einem Wasserspeier anlegen. Hier finden feuchtigkeitsliebende Pflanzenarten optimale Wachstumsbedingungen. Die meisten von ihnen wachsen am besten auf mäßig, aber permanent feuchtem Substrat, die jedoch wasserdurchlässig sein müssen, da ein staunasser Untergrund nur schlecht vertragen wird. Damit dass Kiesbeet auch während längerer Trockenperioden nicht austrocknet, wird das überschüssige Niederschlagswasser in kleinen Rückhaltebecken gesammelt, die unsichtbar in das Kiesbeet integriert werden. Dazu hebt man an einigen Plätzen die Bodengrund aus, legt eine Teichfolie ein und schüttet das Ganze dann mit einem Gemisch aus Sand und Lehm auf und deckt es schließlich wieder mit der Kiesschicht ab.
Auch in einem solchen feuchten Kiesbeet bleiben einem einige Pflegemaßnahmen nicht erspart. Abgeblühte und abgestorbene Pflanzenteile müssen regelmäßig entfernt, zu stark wuchernde Pflanzen zurück geschnitten werden. Kiesflächen, die sich mit Humus und Erdresten zusetzen, müssen freigespült, verschmutzte Steine abgespritzt werden.
Einige Wolfsmilchgewächse wie die hier abgebildete Walzenwolfsmilch Euphorbia myrsinites eignen sich besonders gut für die Bepflanzung von trockenen Kiesbeeten