Was kennzeichnet Staudenpflanzen?
Der Begriff Staude ist nicht einfach zu definieren und gegen andere Wuchsformen von pflanzen abzugrenzen. Allgemein versteht man unter Stauden Pflanzen, die unter unseren mitteleuropäischen Klimaverhältnissen mehrjährig und winterfest sind, aber im Gegensatz zu Sträuchern nicht verholzen, sondern krautförmig bleiben.
Unter diesen Stauden gibt es solche, die nur sommergrün sind. Ihre oberirdischen Pflanzenteile sterben im Winter ab. Überdauerungsorgan während der kalten Wintermonate kann ein Wurzelstock, ein Rhizom oder auch eine Knolle oder Zwiebel sein. Im nächsten Frühjahr treiben diese Pflanzen dann wieder aus. Ein Staudenbeet nur mit solchen sommergrünen Arten bepflanzt, macht allerdings zwischen Spätherbst und Frühjahrsbeginn ein ziemlich tristen Eindruck.
Wichtig ist es deshalb ein ausgewogenes Verhältnis zwischen immergrünen und sommergrünen Pflanzen zu schaffen. Das gilt ebenso für die Größenverhältnisse: Hohe, immergrüne Stauden pflanzt man in den Hintergrund, mittelhohe Pflanzen in die Mittelgrund und Randbereich, Zwergstauden gehören in den Vordergrund. Einzelne, besonders prachtvolle Solitärstauden kommen als Blickfang in den Mittelpunkt. Klein bleibende, polsterbildende Stauden eignen sich auch gut für einen Platz im Steingarten.
Es gilt aber auch, die unterschiedlichen Milieuansprüche der Staudenpflanzen zu berücksichtigen. Viele Arten benötigen einen schattigen oder wenigstens halbschattigen Platz. Oft ist das verbunden mit einem feuchten, lockeren Boden. Wässert man die Pflanzen regelmäßig, dann halten es viele Arten es auch in der Sonne aus. Andere Stauden – meist handelt es um mediterrane Arten – brauchen einen trockenen, gut wasserdurchlässigen Boden verbunden mit einem sonnigen, warmen und windgeschützten Standort.
Manche Stauden wachsen am besten in einem humus- und nährstoffreichen, gut gedüngten Boden, andere gedeihen nur in einem mageren, stickstoffarmen Untergrund. Einige Art sind kalkliebend, andere kalkmeidend. Ganz so kompliziert, wie es sich hier liest, ist es allerdings nicht, optimale Milieubedingungen im Staudenbeet zu schaffen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind bestimmte Faktoren miteinander gekoppelt, sodass sich die Staudenpflanzen zwei großen Gruppen mit konträren Umweltansprüchen zuordnen lassen:
- Schattenstauden brauchen einen mäßig feuchten, lockeren, humus- und nährstoffreichen Boden. Der Kalkgehalt spielt dabei kaum eine Rolle.
- Sonnenstauden gedeihen am besten auf einem trockenen, gut dränierten und mageren, nährstoffarmen Boden an einem warmen, windgeschützten Platz. Die Mehrzahl dieser Stauden bevorzugt ein kalkhaltiges Sand-Lehm-Gemisch als Substrat.
Außerdem sind viele Staudenarten seit Jahrzehnten, manchmal seit Jahrhunderten in Kultur. Entsprechend viele Sorten wurden herausgezüchtet, die robuster sind als die Wildform.
Die folgenden Anleitungen zur Anlage eines Staudenbeetes und die Tipps zur Pflege der Staudenpflanzen beschränken sich auf Beet- und Schattenstauden. Stauden, die sich eher zur Bepflanzung von Steingärten (Steingartenstauden), Trockenmauern, Alpinum (Alpine Stauden), Sumpfbeet und Teichrand (Uferstauden) eignen, werden an anderer Stelle im Pflanzenlexikon vorgestellt.
Zu den typischen Beetstauden, gelegentlich auch einfach als Prachtstauden bezeichnet, gehören so bekannte Pflanzen wie Rittersporn, Fingerhut, Sonnenhut, Goldrute, Herbstastern, Phlox und Ehrenpreis.
Zu den Schattenstauden, auch treffend Waldstauden genannt, zählen die meisten Primeln, Anemonen, Akelei-, Mädesüß- und Geranium-Arten, Purpurglöckchen (Heuchera) , Funkien, Immergrün und das Tränende Herz.
Einige Stauden lassen sich auch nach weiteren Standorten im Garten in Freiflächenstauden und Gehölzrandstauden einteilen:
- Freiflächenstauden sind typische Pionierpflanzen, die in der Natur Ruderalfläche und offenes Gelände besiedeln. Sie vertragen Hitze, Sonne und längere Trockenperioden, tolerieren aber keine andere Prachtstauden in ihrem Umfeld, bestenfalls klein bleibende Gehölze und Sträucher , z.B. Zwergkiefern, Kriechwachholder, Bärenfellgras u.ä. Typische Vertreter dieser Freiflächenstauden sind Lavendel, Woll-Ziest, Palmlilie und Königskerze.
- Gehölzrandstauden sind Stauden, die in der Natur an Wald- und Gehölzrändern vorkommen, also einen halbschattigen oder einen wechselschattigen Platz benötigen. Dazu gehören auch solche Pflanzen, die lichte Bestände von Laubbäumen besiedeln, aber im Frühjahr blühen, solange die Bäume noch kahl sind. Gelegentlich werden sie auch als Halbschatten- oder Waldrandstauden bezeichnet. Und um es noch einmal klarzustellen: Gehölzstauden sind keine Gehölze; im Gegensatz zu Bäumen und Sträucher bleiben Gehölzstauden krautige und verholzen nicht. Typische Gehölzrandstauden sind Strochschnabelarten (Geranium) und Prachtspieren (Astilbe).